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Hong Kong: 1000 Megabit für 19 Euro

Kabel Deutschland warb kürzlich auf der TVKomm in Karlsruhe für seine 100 Megabit-Leitung. Was hierzulande als schnelle Leitung betitelt wird, löst in Hong Kong wahrscheinlich nur Gekicher aus. Bewohner der Metropole können auf 1.000 Megabit-Leitungen zurückgreifen: Für unter 26 Dollar.

Die New York Times hat eine komplette Seite für das Unternehmen "Hong Kong Broadband Network" übrig. Warum? Die Fakten sprechen für sich und nicht wirklich für die heimischen Anbieter. So bietet das asiatische Unternehmen eine Internet-Option an, die eine Geschwindigkeit von 1.000 Megabit pro Sekunde garantiert. Die Technik dahinter, Fiber-to-the-Home-Service, gibt es für weniger als 26 Dollar, umgerechnet sind das knapp 19 Euro. Bei dieser Geschwindigkeit würde eine DVD von fünf Gigabyte in 40 bis 50 Sekunden auf dem Rechner liegen – wohlgemerkt aus dem Internet, nicht lokal.

20 Megabit für das Fünffache

Im Vergleich würde der US-Anbieter Verizon womöglich bei Anwendung europäischem Rechts, wegen Wucher zerschlagen werden. Das Unternehmen bietet Leitung von 20 Megabit für schlappe 106 Euro an. Die New York Times beschreibt die Klaffe mit der wesentlich höheren Bevölkerungsdichte Hong Kongs. Aber rechtfertigt das eine fünffache Preissteigerung? In Deutschland kostet die 100 Megabit Leitung von Kabel Deutschland 24,90 Euro – diese ist allerdings nicht flächendeckend bestellbar.

Sieben Jahre rote Zahlen

Aber alles auf die Bevölkerungsdichte zu schieben, wäre falsch. Das in Hong Kong ansässige Unternehmen ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Telecom City. Sie ist nach eigenen Angaben, ein aggressiver Newcomer, der in den ersten sieben Jahren bereit war, Verluste zu erleiden. Doch jetzt gehört dem Unternehmen ein eigenes Glasfasernetz, was sogar rentabel sein soll. Andere Unternehmen, beispielsweise Telekom Deutschland, Kabel BW und Kabel Deutschland agieren wesentlich vorsichtiger, investieren nur in sichere Technologie. Das führt zwar zu leichten Gewinnen, doch bremst es die Unternehmen auf lange Sicht technisch aus.

TNG aus Kiel prescht vor

Bisher ist in Deutschland noch keiner vorgeprescht, schnelle Leitungen selbst und auf eigene Kosten zu verlegen. Nur in Kiel, Schleswig-Holstein, will der Anbieter TNG langsam aber sicher ohne die Telekom auskommen. In einer Testumgebung will man genau diese Technik ausprobieren. Während eines Bar Camps letzten Jahres sickerte durch, dass das Unternehmen sogar rote Zahlen in Kauf nehmen würde.